Wir leben in einer sehr schnelllebigen Zeit mit einer Vielfalt an Ablenkmöglichkeiten. Wenn der eine das vorschlägt wie es sein soll und die andere das, ist es wahrlich eine Kunst bei sich zu bleiben und für sich zu entscheiden, was gerade nötig ist. Das kann man überall erleben. Plötzlich ist auch das jahrelang vielgelobte Multitasking gar nicht mehr so gut. Dafür hat die Meditation als Möglichkeit zur Ruhe zu kommen einen neuen Stellenwert erobert.
Je älter ich werde, umso klarer werde ich auch in der Auseinandersetzung mit mir selbst. Dieses Kennenlernen was einen ausmacht, welche Werte einem entsprechen, wie man mit sich klarkommt, finde ich sehr spannend.

Technik: Schreiben von Morgenseiten

Meine Art ist es zu schreiben. Schon in früheren Blogeinträgen habe ich Julia Cameron und ihre Technik der Morgenseiten erwähnt. Sie schlägt vor, jeden Morgen drei Seiten ohne Abkürzungen, also alles was einem gerade in dem Moment ins Bewusstsein kommt, aufzuschreiben. Es geht nicht darum, dass da Literatur entsteht, sondern gleicht eher der Gehirnentleerung. 
Als ich mit dem Schreiben anfing, ist mir vor allem etwas sehr stark aufgefallen: in diesen Seiten konnte ich viele meiner negativen Gedankenkreiseln ablegen.

Interessanterweise haben sie allerdings nicht das ausgelöst, was sie in meinem Kopf verursachten. Wenn sie im Denken geblieben sind, sind Gefühle wie Traurigkeit, Miesmutigkeit oder Angst entstanden. Schrieb ich sie allerdings auf, fühlte sich mein Denken befreit und der Tag begann deutlich leichter. Was blieb war immer das Vertrauen erweckende Gefühl, dass ich mich jetzt nicht mehr länger damit zu beschäftigen brauche. Falls etwas jedoch wiederkommen wollte, hatte ich Gewissheit, dass ich jederzeit nachlesen konnte. Das entsprach für mich sogar mehr der Wahrheit, weil ich es meist direkt situationsabhängig niedergeschrieben hatte, als wenn ich mich in Gedanken daran hätte erinnern müssen (ehrlicherweise kann ich hier anmerken, dass ich das Nachlesen zur Wahrheitsfindung noch nie für notwendig empfunden habe 😉

Seit ein paar Jahren lese ich nun am Übergang vom alten Jahr zum neuen Jahr meine Tag- und Nachthefte (wie ich meine Morgenseiten nach den Heften von Max Weiler nenne) mit der Frage durch: Wo bin ich gewachsen? Für das neue Jahr entsteht dann immer eine Vision, wo ich hinwill.

Ich habe in diesem Jahr etwas für mich Neues eingeführt: Ich schreibe jeden Tag auf, was ich tue und einen Punkt, was mich an dem Tag bewegt oder ich gelernt habe. Dazu ist Beständigkeit und Durchhaltevermögen nötig, aber das Geschriebene zeigt mir selbst sehr deutlich und direkt, dass ich mich bewege. Das wiederrum ist gekoppelt an Begeisterung, Liebe und ein stolz sein auf mich.

Wenn also jemand auf der Suche nach einer Technik ist, mit der er sich selbst besser kennen lernen kann, ist dieser Schreibfluss, morgens, abends oder zwischendurch, genau richtig. Ich kann ihn sehr empfehlen.



3 thoughts on “#21/52 weeks of printmaking: Mäander | Wie man besser mit sich klar kommt”

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